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„Willkommen in Köln“ weiß worauf es ankommt

Viel Spaß am Malen und Basteln haben die jungen Geflüchteten (Quelle: Kolonjata)
Viel Spaß am Malen und Basteln haben die jungen Geflüchteten (Quelle: Kolonjata)

In den vergangenen sieben Monaten führten junge Erwachsene des Jugend-clubs Kolonjata Köln und des Kreis-verbands Köln der djoNRW in der DRK-Flüchtlingsnotunterkunft in Köln-Deutz eine Reihe von Bildungs- und Freizeit-veranstaltungen durch. Die Angebote fanden im Rahmen des Projekts „Jugendverbandsarbeit mit jungen Geflüchteten“ statt. Die geflüchteten Kinder und Jugendlichen konnten so nähere Kontakte zu Deutschland und seiner Kultur knüpfen.

Die DRK-Notunterkunft für Geflüchtete in Köln-Deutz ist ein Erstaufnahmezentrum, wo sich die Menschen in der Regel nur wenige Wochen aufhalten. Von hier werden sie auf andere Wohnungseinrichtungen weiterverteilt. In der Kölner Notunterkunft lebten bis Ende 2016 rund 200 Menschen, überwiegend Familien mit Kindern. Die meisten stammten aus dem Irak, Syrien, Afghanistan und Kroatien.

Anpacken und selbst mitgestalten

Phantasie und eine ruhige Hand zeigten die Kinder beim Textildruck (Quelle: Kolonjata)
Phantasie und eine ruhige Hand zeigten die Kinder beim Textildruck (Quelle: Kolonjata)

Gerade die ersten Wochen sind für die Menschen, die ihre Heimat verlassen haben und neu in Deutschland leben, besonders wichtig. „Zwar kümmern sich jeden Tag mehrere Betreuer und Betreuerinnen intensiv um die Kinder und Jugendlichen in der Unterkunft und es gibt auch regelmäßige Sport- und Schulstunden, dennoch langweilen sich die Kinder und Jugendlichen den Rest der Zeit. Denn für so viele Menschen reichen die Betreuungskräfte vor Ort, die einen wirklich tollen Job machen, einfach nicht aus“, sagt Daniel. Gemeinsam mit weiteren Mitgliedern des Jugendclubs Kolonjata Köln und des Kreisverbands Köln des Landesverbands NRW der djo-Deutsche Jugend in Europa hatte er in den vergangenen Monaten viele zusätzliche Bildungs- und Freizeitveranstaltungen in der Notunterkunft organisiert. Die ehrenamtlichen Helfer konnten mit dem kleinen Projekt ‚Willkommen in Köln‘ jungen Geflüchteten im Alter von sechs bis 20 Jahren die Eingewöhnungsphase erleichtern.

Das eigene Schicksal nicht vergessen

Spannendes entdecken die Kinder und Jugendlichen im Sea Life (Quelle: Kolonjata)
Spannendes entdecken die Kinder und Jugendlichen im Sea Life (Quelle: Kolonjata)

Wie wichtig ein früher Kontakt mit einer neuen Kultur ist, wissen die Mitglieder von Kolonjata Köln aus eigener Erfahrung. Viele kamen ursprünglich aus ehemaligen Gebieten der UdSSR nach Deutschland. „So gut wie alle Mitglieder unseres Jugendklubs haben nach ihrer Einreise in die Bundes-republik selbst eine Zeit lang in Flüchtlings-unterkünften oder Asylheimen gewohnt. Sie wissen, wie wichtig eine sinnvolle Gestaltung der freien Zeit gerade in dieser Phase ist und welchen Einfluss die in dieser Zeit erhaltenen Impulse für das zukünftige Leben haben“, erklärt ein Mitglied.

Mit Freude aber auch mit großer Neugierde begannen die Ehrenamtlichen des Kölner Jugendclubs ihre Arbeit in der Notunterkunft. „Wir waren gespannt auf das erste Treffen mit den jungen Menschen und einer uns komplett unbekannten Mentalität“, gibt Julia einen Einblick. Doch diese Anspannung war bald verflogen. „Schnell merkten wir, dass Geflüchtete an erster Stelle auch einfach nur Menschen in Not sind, wie auch einige von uns oder unsere Eltern es mal gewesen sind“, gibt ein anderes Mitglied ehrlich zu und betont, dass letztendlich der persönliche Kontakt für das gegenseitige Verständnis und die Sympathie entscheidend seien.

Voneinander lernen

Bastelstunde in der Gruppe. (Quelle: Kolonjata)
Bastelstunde in der Gruppe. (Quelle: Kolonjata)

Die Ehrenamtler führten mit den geflüchteten Kindern und Jugendlichen zahlreiche Workshops und Ausflüge durch. Hier war nicht zuletzt die hervorragende Zusammenarbeit mit den Betreuungskräften der Unterkunft – den Kölner Studenten und Studentinnen der Sozialen Arbeit – ein Garant für den Erfolg. Unter den Studierenden gab es auch ein paar russischsprachige Landsleute. Da kam man untereinander schnell in Kontakt und wuchs zu einem eingespielten Team zusammen.

Die gute Zusammenarbeit zeigte sich vor allem bei der Organisation der Workshops. Hier fanden die Ehrenamtlichen einen Weg, wie man voneinander lernt und die jungen Geflüchteten frühzeitig miteinbindet. „Folgende Vorgehensweise hatte sich als sehr produktiv und nachhaltig bei der Durchführung von Workshops bewährt: Wir veranstalteten zu einem bestimmten Thema einen Workshop, wobei jemand aus dem Betreuerteam als Aufsicht und Helfer dabei war und unsere Techniken und unser Know-How übernehmen konnte. Beim nächsten Termin leitete jemand aus dem Betreuungsteam einen Workshop, und jemand aus unserem Jugendklub und von den älteren Jugendlichen war zur Unterstützung dabei. Beim dritten Mal hatten die Betreuer schon genug Erfahrung und Kenntnisse, um mit Hilfe der engagierten Jugendlichen bestimmte Workshops selbstständig anbieten zu können“, erklärt Daniel das Prinzip.

Geschick und Ausdauer sind beim Workshop Speckstein gefragt (Quelle: Kolonjata)
Geschick und Ausdauer sind beim Workshop Speckstein gefragt (Quelle: Kolonjata)

Mit dieser Methode des gegenseitigen Voneinander-Lernens wurden Workshops zur Specksteinbearbeitung und zur kreativen Textilgestaltung angeboten. „Auch wir selbst konnten von den Betreuern viel lernen, nicht nur bestimmte Gestaltungstechniken, sondern auch im Umgang mit den Kindern“, sagt ein Mitglied des Jugendclubs. Das gute Arbeitsklima unter den Betreuern übertrug sich auch auf die jungen Geflüchteten. Nach zwei Wochen empfingen die Kinder sie schon im Flur mit ihren Fragen: ‚Heute Stein?‘, ‚Heute Malen?‘ und vor allem ‚Wo ist Julia?‘. Denn die äußerst engagierte Julia hatte schnell einen besonderen Draht zu den Kindern gefunden.

Viel Geboten und viel erlebt

Viel Neues gibt es im Odysseum zu ausprobieren (Quelle: Kolonjata)
Viel Neues gibt es im Odysseum zu ausprobieren (Quelle: Kolonjata)

Mit viel Freude hatten die Kinder und Jugendlichen der Notunterkunft an dem Sporttag und dem Spieltag teilgenommen, erinnern sich Mitglieder von Kololnjata. Und große Begeisterung kam auf, wenn ein Ausflug anstand. Im Rahmen des Projekts besuchten die ehrenamtlichen Betreuer und ihre jungen Schützlinge unter anderem das Sea Life in Bonn, das Planetarium in Bochum und das Odysseum in Köln. Diese Touren waren für alle Beteiligten ein unvergessliches Erlebnis. „Ebenso erinnern wir uns sehr gerne an die offenen Veranstaltungen für die Bewohner der Unterkunft, bei denen wir die Honorarkräfte der Einrichtung unterstützt hatten. Das Sommer- und das Herbstest waren für alle bleibende Erlebnisse. An dieser Stelle nochmasl einen Dank an unseren Kooperationspartner Sunugal e.V. und die westafrikanische Trommel- und Tanzgruppe ‚TamTam d‘ Afrique‘, die bei den Festen dabei waren“, erinnert Julia.

Sommerfest mit Musikern der Gruppe „TamTam d' Afrique“ (Quelle: Kolonjata)
Sommerfest mit Musikern der Gruppe „TamTam d‘ Afrique“ (Quelle: Kolonjata)

Alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer von Kolonjata schauen mit Stolz und Befriedigung auf die zurückliegenden sieben Monate. „Willkommen in Köln“ war für sie das erste Projekt mit jungen Geflüchteten in dieser Art. Sie wissen, dass sie damit einen wichtigen Beitrag zur deutschen Willkommenskultur geleistet haben und auch Neues über sich selbst erfahren konnten. „Dieses Projekt hat uns in unserer Gewissheit, Wichtiges zu tun, gestärkt. Wir haben viel Selbstvertrauen gewonnen, neue Kentnisse erlangt und bei uns selbst neue Qualitäten entdeckt. Mit dieser Erfahrung werden wir auch in unserer ‚vertrauten‘ Umgebung künftig noch mehr bewegen können und vielleicht wird das Projekt noch im folgenden Jahr eine Fortsetzung finden“, fasst ein Mitglied des Jugendclubs zusammen.

Autor: Dr. Christian Kahl