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„Verlorene Kindheit“ – KV Bergisch Gladbach setzt dagegen

Einmal in der Woche findet das Projekt „Verlorene Kindheit“ statt (Quelle: KV Bergisch Gladbach)
Einmal in der Woche findet das Projekt „Verlorene Kindheit“ statt (Quelle: KV Bergisch Gladbach)

Seit dem 1. Juni 2016 engagiert sich der KV Bergisch Gladbach, eine Landes-gruppe der djoNRW, in dem Projekt „Verlorene Kindheit“. Im Cross-Jugendzentrum Gronau, einem Stadtteil von Bergisch Gladbach, treffen sich regelmäßig 15 Kinder im Alter von neun bis elf Jahren. Etwa die Hälfte von ihnen sind junge Geflüchtete. Johanna Niesen und Natalia Plechanov, die beide das Projekt betreuen, möchten den kleinen Besuchern mit spielerischen und theaterpädagogischen Methoden ein Gefühl von Kindheit und Sorgenfreiheit zurückgeben.

„Einmal pro Woche treffen wir uns. In den rund eineinhalb Stunden möchten wir den Kindern Spaß schenken und sie zurück zu ihrer Kindheit bringen“, erklärt Johanna. Die Gruppe sei sehr gemischt, hier kommen geflüchtete und nicht-geflüchtete Kinder zusammen, davon einige mit Migrationshintergrund. Die besondere Kinderbetreuung findet im Rahmen des Projekts „Jugendverbandsarbeit mit jungen Geflüchteten“ statt.

„Explodierende Flöhe“

In dem Projekt dürfen die Kinder viel Neues probieren (Quelle: KV Bergisch Gladbach)
In dem Projekt dürfen die Kinder viel Neues probieren (Quelle: KV Bergisch Gladbach)

„Es ist schön, wenn wir merken, dass die Kinder gerne zu uns kommen“, berichtet Johanna von ihrer Arbeit. Etwas mehr als die Hälfte der 15 Kinder sind Mädchen. Die geflüchteten Kinder kommen aus verschiedenen Ländern, aber sprachlich gibt es da wenig Probleme. „Sie saugen das auf wie ein Schwamm, sie lernen unheimlich schnell, und wenn etwas falsch ist, verbessern wir nicht sofort.“ Es sei viel wichtiger, dass sich die Kinder überhaupt trauen etwas zu sagen und nicht schüchtern und still nur passiv an dem Projekt teilnehmen. „Bei uns sollen die Kinder keine Angst haben. Sie sollen Mut finden, dass sie einfach los reden können“, sagt Johanna.

Schwieriger sei es mit der Disziplin, erklärt ihre Kollegin Natalia Plechanov: „Manche Kinder streiten viel und müssen erst lernen miteinander auszukommen. Bei uns lernen die Kleinen  wieder richtig miteinander zu spielen.“ Und Johanna ergänzt: „Die Kids sind wie explodierende Flöhe. Natürlich versucht da der ein oder andere auszutesten, wie weit er oder sie gehen kann. Aber das kriegen wir in den Griff“. Hier können die beiden Hauptverantwortlichen, die bei dem Projekt noch von Oleg Babushkin unterstützt werden, auf ihre große Erfahrung zurückgreifen. Natalia Plechanov ist ausgebildete Theaterpädagogin. Johanna Niesen hat Erziehungs- und Medienkulturwissenschaften studiert. In der Arbeit mit Kindern ist das Team seit langem tätig und hatte sich als Kreisverband der djoNRW in den letzten Jahren im In- und Ausland in vielen Kinder- und Jugendprojekten engagiert.

Gefordert und gefördert

Kreativität und Spaß stehen im Vordergrund (Quelle: KV Bergisch Gladbach)
Kreativität und Spaß stehen im Vordergrund (Quelle: KV Bergisch Gladbach)

Das Projekt „Jugendverbandsarbeit mit jungen Geflüchteten“ möchte in vielen Kleinprojekten die Integration junger Geflüchteter in Deutschland erleichtern. In Bergisch Gladbach schaut man dabei auf die Kleinsten. „Mit spielerischen, theaterpädagogischen Methoden möchten wir den Kindern ein Gefühl von Kindheit und Sorgenfreiheit zurückgeben, eine Möglichkeit zur kreativen Verarbeitung des Erlebten bieten und Ihnen positive Erfahrungen in ihrer neuen Umgebung ermöglichen“, erklärt Johanna. Die Grundidee sei es, dass die Kinder in erster Linie Spaß haben. „Wir wollen mit den Kindern ohne Druck arbeiten“, bringt sie es auf den Punkt.

Die wöchentlichen Treffen bestehen aus zwei Hälften. „Zunächst sollen sich die Kinder bewegen, so richtig austoben. Dafür gehen wir mal auf den Abenteuerspielplatz oder lassen uns was Tolles einfallen, wo sich die Kinder auch drinnen bei schlechtem Wetter austoben können – etwa unsere Taschentuchschlacht“, sagt Johanna. In der zweiten Hälfte der rund 90 Minuten wird es dann ruhiger und die Kreativität steht im Vordergrund. Gerne spielen die Kinder etwa „1000 Rosen“. Hier sitzen alle im Kreis und jedes Kind muss sich eine Art überlegen, wie er eine Rose überreicht. Bei einem anderen Spiel dreht sich alles um einen Ball – den es eigentlich nicht gibt. „Man imaginiert einen Ball mit dem kann man alles machen, die Kinder müssen so tun als blasen sie ihn auf oder werfen sich ihn zu“, gibt Johanna einen Einblick. Bei den jungen Teilnehmern kommen diese Spiele immer gut an und man spüre ihre Kreativität und den Spaß, den sie dabei hätten. Nicht zuletzt dienen diese Spiele auch der Kommunikation und überwinden Sprachhindernisse.

Noch viel vor

Jeder wollte Löwe sein (Quelle: KV Bergisch Gladbach)
Jeder wollte Löwe sein (Quelle: KV Bergisch Gladbach)

Die Kreativität der Kinder und ihr schauspielerisches Talent waren auch bei einem kleinen Theaterstück gefordert, bei dem es um wilde Tiere ging. Hierfür bastelten sich die Kinder ihre individuellen Tiermasken. „Das klappte sehr gut, auch wenn die Jungs alle Löwe sein wollten“, erklärt Johanna lachend. „Unsere Arbeit mit den Kindern macht uns sehr viel Spaß und es ist schön, wenn man Ergebnisse sieht. Etwa wenn kleine Freundschaften entstehen, oder sich Kinder in Bezug auf ihre Aggression oder Frustration, langsam verändern und jeder ein Teil der Gruppe wird“, fasst Johanna zusammen.

Ende des Jahres kam die Nachricht, dass das ursprünglich auf sechs Monate ausgelegte Projekt „Jugendverbandsarbeit mit jungen Geflüchteten“ verlängert wird. Das freut auch den KV Bergisch Gladbach, der nun weiter nach vorne schaut. „Es ist toll, dass das Projekt verlängert wird, für die Kinder ist das schön. Wir merken, dass sie Spaß haben, dass die Kinder bei uns etwas gefunden haben, wo sie sich wohlfühlen.“

Autor: Dr. Christian Kahl

 

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