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„Leave it all behind“ – Der gemeinsame Fachtag vom Landesjugendring NRW und der djoNRW zu rassismuskritischer Jugendarbeit

100 Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendarbeit diskutierten beim Fachtag am 23. September in Gelsenkirchen die verschiedenen Facetten von Rassismus in der Jugend(verbands)arbeit. Was hat Rassismus mit meinem Jugendverband, meiner Jugendeinrichtung zu tun? Wie kann man rassistische Strukturen und Ereignisse im eigenen Verband entlarven? Wie kann innerhalb der eigenen Strukturen die Bereitschaft gefördert werden, die eigene Jugendarbeit im Hinblick auf Rassismus zu reflektieren? Diese und weitere Fragen diskutierten Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendarbeit auf dem Fachtag zum Thema, den der Landesjugendring NRW gemeinsam mit der djoNRW organisiert hat.

Rassismus ist kein Relikt der Vergangenheit und nicht nur ein Randphänomen rechter Gruppierungen. Er ist gesellschaftliche und strukturelle Realität und beeinflusst alle Bereiche der Gesellschaft – auch die Jugend(verbands)arbeit. „Daher ist es unabdingbar, dass Rassismuskritik fester Bestandteil moderner Jugend(verbands)arbeit wird“, erläutert Susanne Koch, stellvertretende Vorsitzende des Landesjugendrings NRW und geschäftsführende Bildungsreferentin der djoNRW. „Jugendverbände sollen und wollen für alle Jugendlichen offen sein und müssen zum Teil ihre Strukturen und Angebote überdenken, um alle jungen Menschen anzusprechen und zu erreichen.“

Warum brauchen Jugendverbände Rassismuskritik?
Jugendverbände verstehen sich selbst in der Regel als offen, tolerant und demokratisch – warum ist trotzdem eine kritische Auseinandersetzung mit rassistischen Strukturen, Haltungen und Äußerungen im eigenen Verband notwendig? Nach einführenden Keynotes von Roxanna-Lorraine Witt und Fariha Ngochi diskutierten auf dem Podium die rassismuskritische Bildungsreferentin Emilene Wopana Mudimu, Stephan Bundschuh, Professor für Kinder- und Jugendhilfe, Kai Sager vom Landschaftsverband Rheinland und Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW. Außerdem wurde ein Open Chair von vielen Ehrenamtlichen aus der Jugendverbandsarbeit für eindrückliche Statements genutzt. Neben allen Unterschieden waren sich die Teilnehmenden der Diskussion darüber einig, dass noch viel getan werden muss, um alle Jugendlichen zu erreichen, miteinzubeziehen und bestehende Hürden abzubauen, um rassismuskritische Jugendarbeit umfänglich zu implementieren.

Praxistest: Workshops zur rassismuskritischen Jugendverbandsarbeit
Nach dem theoretischen Vormittag ging es am Nachmittag in die Praxisphase: Was sind die Grundlagen der rassismuskritischen Jugendarbeit? Was ist Ambiguitätstoleranz und warum ist sie wichtig für Jugendarbeit? Wie kann Rassismuskritik in die Jugendverbandsarbeit eingebunden werden? Die Teilnehmenden lernten unterschiedliche Wege einer rassismuskritischen Auseinandersetzung kennen und konnten sich über unterschiedliche  Vorgehensweisen austauschen. Darüber hinaus trafen sich Menschen, die selbst Rassimuserfahrungen machen, in einem eigenen Workshop, um sich auszutauschen und zu empowern.

Anschließend bot ein Open Space die Möglichkeit, sich nach all den Inputs auszutauschen, zu vernetzen und verschiedene Arbeitsweisen und Materialien von Jugendverbänden zur Auseinandersetzung mit Rassismus kennenzulernen und auszuprobieren.

Fotos: Nekame Klasohm